Windkraftanlage aus Holz

Das ist wirklich innovativ und ökologisch; das Hannoveraner Unternehmen TimberTower hat in Hannover Marienwerder kürzlich die weltweit erste Windkraftanlage mit Holzturm in Betrieb genommen. Damit will das Unternehmen einem Problem begegnen, das immer mehr Windkraftanlagenbetreiber beschäftigt.

Um die Kapazitäten zu erhöhen, werden Windkraftanlagen in immer größeren Dimensionen errichtet. So können sie die stärkeren Winde in weniger erdnahen Bereichen besser nutzen. Doch bei der herkömmlichen Bauweise mit Stahlsäule führen die enormen Ausmaße zu Transportproblemen. Zudem schadet die vermehrte Stahlproduktion dem Klima und steht dem Sinn der regenerativen Energien damit eher unversöhnlich gegenüber.

TimberTowers Idee eines Holzturmes, an dem das Windrad befestigt wird, löst beide Probleme in einem Zug. Der Holzturm wird mit gängigem Zwei-Komponentenkleber nach und nach in die Höhe gezogen und lässt sich schlicht per LKW transportieren. Als Fundament dient ihm ein runder Betonfuß, auf dem der sechs-, acht- oder zwölfeckige geschlossenen Hohlkörper errichtet wird . Die Holzproduktion in nachhaltiger Forstwirtschaft reduziert zudem die CO2-Konzentration in der Luft. Gegen Blitzeinschläge sollen den Holzturm zahllose Drahtspitzen schützen, die über die gesamte Fläche verteilt sind. Seit langem bekannt ist zudem, dass Holz weitaus geringere Materialermüdungserscheinungen aufweist als Stahl. Um Pilz- oder Schädlingsbefall vorzubeugen, wird ausschließlich Holz mit einer Holzfeuchte von 12% verwendet, auf den Einsatz von Pestiziden kann so vollständig verzichtet werden.

Durch eine kreuzweise Anordnung der Längs- und Querlamellen der Fichtenbretter wird zudem die statische Belastbarkeit und Formstabilität soweit erhöht, dass die Holzkonstruktion nicht nur Lasten in eine Richtung, sondern allseitig tragen kann. Die Ausmaße des TimberTowers entsprechen in etwa denen, der stählernen Pendants, die Nabe des Windrades kann in bis zu 200 m Höhe platziert werden.

Größtes Sicherheitsrisiko ist bei Holz natürlich dessen Brennbarkeit. Hier besitzen die Stahltürme noch einen Vorteil, doch die Hannoveraner betonen, dass der TimberTower „alle gängigen Anforderungen an Versicherbarkeit, Zertifizierung sowie die Brandschutzvorschriften erfüllt„ und garantieren eine Lebensdauer von 20 Jahren. Vom TÜV wurde der Holzturm bereits abgesegnet, nun soll der Praxistest weitere Erkenntnisse über mögliche Schwachstellen der Konstruktion liefern. Dafür wird der Prototyp mittels spezieller Sensoren permanent auf Verformungen, Feuchtigkeitsgehalt und Art der Krafteinwirkungen überprüft.

Der 100 m hohe TimberTower in Marienwerder wiegt rund 100 Tonnen und verfügt über eine Leistung von 1,5 Megawatt, das entspricht in etwa dem Verbrauch von 1.000 Haushalten. Nach erfolgreich absolvierter Testphase soll der Tower möglichst noch in diesem Jahr ans Stromnetz angeschlossen werden.